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Mit dem Mietwagen durch Kolumbien

GraffitiBereits einige Male habe ich in den vergangenen Jahren Kolumbien besucht – und mich jedes Mal ein bisschen mehr in das vielfältige Land verliebt. Diesmal wollte ich etwas ganz anderes ausprobieren. Warum nicht mit dem Mietwagen fahren und all das sehen, was man im Flieger verpasst? Gesagt getan. 13 Tage, rund 1.250 km und etwa 26 Stunden Fahrt standen uns bevor. Von Bogotá über die Tatacoawüste, San Agustín, Popayán und ins berühmte Kaffeedreieck bis nach Medellín sollte die Reise gehen. Nachdem wir die Hauptstadt zunächst geführt erkundet hatten, war es soweit. Nach einigen Kilometern stelle ich fest, dass es absolut die richtige Entscheidung war.

Wüste & sagenumwobene Steinskulpturen

TatacoawüsteDurch unberührte Landschaften geht es in die karge, aber gleichzeitig so faszinierende Tatacoawüste. Diese nutzen wir nach ca. 6 Stunden im Auto als Zwischenstopp, bis wir die Weiterfahrt zu unserer nächsten Station San Agustín antreten. Die sagenumwobenen Statuen und Ausgrabungsstätten sind meiner Meinung nach auf jeden Fall eine Reise wert. Unsere dortige Unterkunft, das kleine Boutique-Hotel Monasterio, ist ein absoluter Geheimtipp und eine Ruheoase, die ihresgleichen sucht. Etwas Entspannung können wir durchaus gebrauchen, nach weiteren 6 Stunden, die wir auf den teilweise unbefestigten Straßen verbracht haben. Wir sind die einzigen Gäste zu dieser Zeit im Hotel und haben die Möglichkeit, mit den Angestellten in Kontakt zu kommen und uns zu unterhalten. Wieder einmal lerne ich solch herzliche, gastfreundliche Menschen kennen, wie nirgendwo anders auf der Welt. Umso schwerer fällt uns nach 3 Tagen die Weiterreise.

Unberührte Landschaften & dschungelartige Vegetation

Die Schotterpiste von San Agustín nach Popayán führt durch dichte VegetationEine abenteuerliche Strecke steht uns bevor. Zwar trennen San Agustín und Popayán lediglich etwas mehr als 100 km, jedoch sind wir erneut 4 Stunden unterwegs. Im Nachhinein hat sich die Fahrt jedoch durchaus gelohnt. Zunächst führt uns die Schotterpiste durch dichte Vegetation. Kilometerlang kein Gegenverkehr, nur die Natur und wir. Nachdem wir die enge Straße und den bewachsenen Pass geschafft haben, offenbart sich uns eine Landschaft, die schöner und grüner nicht sein könnte. Die Kolonialstadt Popayán erkunden wir zu Fuß und lassen unseren Mietwagen eine verdiente Pause einlegen.

Kaffee – eines der beliebtesten Getränke weltweitKaffeepflanze im Kaffeedreieck

Die nächste Etappe führt uns in das berühmte Kaffeedreieck, welches wir nach etwa 5 Stunden Fahrt erreichen. Bereits zum zweiten Mal bin ich nun hier und wieder fasziniert von den unvergleichlichen Landschaften. Wir besuchen eine typische Kaffeehacienda und lernen den kompletten Prozess der Kaffeeherstellung kennen. Mein Tipp: Das unberührte und authentische Dörfchen Filandia sollte beim Besuch des Kaffeedreiecks auf keinen Fall fehlen. Jetzt, wo wir uns so langsam an die chaotische Fahrweise der Kolumbianer gewöhnt haben, neigt sich unser Roadtrip dem Ende zu.

Medellín – moderne Metropole mit bewegter Geschichte

Heute geht es nach Medellín, der „Stadt des ewigen Frühlings“. Die etwa 200 km nehmen 6 bis 7 Stunden Fahrt in Anspruch, daher empfiehlt es sich, möglichst früh zu starten. Auf den Weg nehmen wir diesmal unseren Proviant mit, um größere Pausen zu umgehen. Es ist ein heißer Tag und wir halten an einer Tankstelle, um uns mit einem kalten Getränk abzukühlen und ein letztes Mal zu tanken. Zwei Männer kommen aus einem winzigen Stück Schatten – dem einzigen weit und breit – auf unser Auto zu, um für uns den Tank zu füllen. Wir kommen ins Gespräch und sie erzählen uns, dass sie den kompletten Tag an der Zapfsäule stehen und auf Kunden warten. Egal bei welchem Wetter, 365 Tage im Jahr. Wir holen unsere Vorräte aus dem Wagen, gesellen uns zu den beiden und teilen unseren Proviant mit ihnen, den Männern, die wir seit wenigen Minuten kennen. Sie erzählen uns von ihren Leben, ich könnte stundenlang zuhören, ohne ein einziges Mal an unsere Weiterfahrt zu denken. Eine Erfahrung, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und ich nie erlebt hätte, wären wir nicht auf dem Landweg gereist. In Medellín Seilbahn über Medellínangekommen geben wir unseren Mietwagen ab und werden in unser Hotel gebracht. Der kommende Tag steht uns zur Verfügung, um die moderne Metropole zu erkunden. Unser Guide, ein junger Student, der sein Land und seine Stadt liebt, zeigt uns „sein Medellín“ und gibt uns Einblick in die interessante, teilweise auch sehr dunkle Vergangenheit sowie die aktuelle Lage und Gegenwart der Stadt. Medellín gewinnt zunehmend an Beliebtheit, nicht nur bei Kolumbianern, und gehört mittlerweile zu den lebenswertesten Plätzen der Welt, was ich ohne Wenn und Aber unterschreiben würde. Den Abend lassen wir im quirligen Ausgehviertel El Poblado ausklingen, bevor es am kommenden Tag per Flieger weiter an die Karibikküste des Landes geht. Mein Fazit: Ich kann die Mietwagentour definitiv empfehlen, vor allem für Leute, die bereits Erfahrung als Selbstfahrer in anderen lateinamerikanischen Ländern haben und Kolumbien abseits der Touristenzentren authentisch und flexibel bereisen möchten.

(Text von Daniela Block)