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Nicaragua – Einzigartig, überraschend und authentisch

Eigentlich hört man wenig über Nicaragua. In seinem sonst weit gereisten Freundeskreis war kaum einer schon dort. Nun begebe ich mich auf eine Reise, um das Land kennenzulernen. Ich freue mich darauf, ein für mich ganz neues Land in Lateinamerika zu besuchen. Ich höre mich vorab ein wenig um und informiere mich im Internet: Jahrelanger Bürgerkrieg, der sich bis 1979 gezogen hat, Somoza und Sandinisten, Daniel Ortega. Und, Nicaragua ist eines der ärmsten Länder Lateinamerikas. Touristisch ist Nicaragua für seine Seen und Vulkane bekannt. Aber wie gefährlich ist es dort? Und kann man das Land ohne Weiteres bereisen?

Stationen meiner Reise durch Nicaragua

Als erstes besuchen wir den Norden, die Gegend von Esteli. Esteli ist ein sehr schönes Städtchen mit einem großen Hauptplatz, der sehr frequentiert ist. Hier befindet sich eine schöne Kathedrale, ein gepflegter und sehr gut besuchter Spielplatz, viele Imbisswagen und Straßenverkauf. Es scheint, dass sich hier das Leben auf dem Hauptplatz abspielt. Ich sehe viele Frauen mit Kindern und viele Jugendliche. Viele gucken auf ihre Smartphones wie zu Hause. Unser Reiseleiter erzählt uns, dass es in Nicaragua auf fast jedem Hauptplatz des Landes kostenloses W-LAN für die Bevölkerung gibt. Auch ich logge mich ein und ja, es funktioniert prima!

Am ersten Morgen bin ich wegen der Zeitverschiebung früh wach. Frühstück gibt es erst ab 07:00 Uhr im Hotel, also laufe ich mal zu diesem Hauptplatz von gestern. Dieses Mal ganz alleine, ohne meine Reisegruppe. Ich erkundige mich an der Rezeption, ob es nicht gefährlich sein kann und ob es etwas zu beachten gibt. Das kenne ich so von anderen Ländern Lateinamerikas, dass man nicht einfach so herumlaufen kann. „Kein Problem“, sagt mir die Rezeptionistin. Und sie erklärt mir den Weg. Ganz aufgeregt und etwas misstrauisch mache ich mich auf den Weg. Viele Kinder, die zur Schule laufen, viele sind mit dem Moped oder mit dem Fahrrad zur Arbeit unterwegs. Die Menschen gucken mich auf der Straße an und viele lächeln. Nett ist es hier, denke ich mir.

Zigarren und Kaffee in Esteli

In der Umgebung von Esteli besuchen wir eine Zigarrenfabrik. Ich bin erstaunt darüber, wie ordentlich alles ist und wie viele Menschen in einer solchen Fabrik arbeiten! Es wird alles handgemacht. Wir besuchen auch eine Kaffee-Genossenschaft. Hierher wird der Kaffee von kleinen Bauern gebracht, selektiert und für den Export vorbereitet. Wir lernen den Prozess kennen, auch hier bin ich über die Anzahl der Arbeiter überrascht und vor allem über den kaum existierenden Einsatz von Maschinen. Der Kaffee wird hauptsächlich von Frauen sortiert und die Kaffeesäcke werden von starken jungen Männern getragen. Später ist mir klar, dass diese Fabriken sehr wichtige Arbeitgeber im Land sind. In Nicaragua gibt es sonst kaum Industrie und viele leben als Kleinbauern.

Allein auf weiter Flur – der untouristische Norden

Der Norden Nicaraguas ist praktisch untouristisch, die Region ist bergig und die Temperatur gemäßigt. Als wir León erreichen wird es auf der Reise zum ersten Mal richtig warm. Schwüle tropische Hitze! Wir sind am Ende der Trockenzeit, die von Mitte November bis Ende April anhält. In dieser Zeit regnet es kaum und die Vegetation ist sehr trocken.

León ist eine sehr schöne bunte Kolonialstadt. Weniger gut erhalten als Granada, dafür aber weniger touristisch und ursprünglicher. Man kann den Stadtkern prima zu Fuß erkunden. Wir besuchen die Kathedrale und lernen mehr über den berühmten Schriftsteller Rubem Dario, dessen Grab sich in der Kathedrale befindet. Anschließend steigen wir auf das begehbare Dach der Kathedrale, von wo aus man eine schöne Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Vulkane hat!

Sandboarding auf dem Vulkan Cerro Negro

Dann geht das größte Abenteuer unserer Reise los! Ca. 1 Stunde von León entfernt befindet sich der aktive Vulkan Cerro Negro, der wegen ausgespuckter Asche und Gerölls ganz schwarz ist. Wir besteigen den Vulkan bis zum Krater und fahren dann mit dem Sandboard hinab. Der Fußweg nach oben geht über rutschige Geröllbrocken immer steiler. Der Wind wird zunehmend stärker, bis es keinen Sinn mehr macht, Hut oder Mütze weiter auf dem Kopf zu lassen. Das Board, das wir selbst fürs Sandboarding hochschleppen, wackelt hin und her.

Am Krater angekommen, sehen wir den Dampf der hochsteigt und spüren die aufsteigende Hitze. Die Lava kann man in diesem Krater nicht sehen. Das steht uns noch bevor beim nächsten Vulkan, den wir später bei Granada besuchen. Jetzt müssen wir uns auf das Sandboarding vorbereiten. Eine andere Gruppe zieht sich schon an, danach sind wir dran. Wie Astronauten sehen wir dann aus mit diesen Anzügen, dazu noch die Handschuhe und die Schutzbrille. Ganz schön viel Ausrüstung, denke ich mir, dafür, dass es so ungefährlich sein soll. Und dann erklärt uns die Reiseleiterin wie man das Board lenken kann, wie man die Geschwindigkeit kontrollieren kann. Das Gefälle ist bei 40 Grad und der schnellste Cerro Negro Boarder erreichte knapp 90 km/h. Ich habe doch schon mal so etwas gemacht, dachte ich mir. Außerdem sind bei unserer Gruppe auch andere dabei, die älter sind als ich. So schlimm kann es nicht sein. Am Ende war ich dann doch etwas enttäuscht, dass ich so langsam war, da bei mir viel Sand auf das Brett gekommen ist und mich das beim herunterboarden sehr gebremst hat. Aber es hat auf jeden Fall hat Spaß gemacht! Ein tolles Erlebnis!

Die koloniale Perle Granada

Wir besuchten als nächstes dann noch die wunderschöne Kolonialstadt Granada, eine Stadt mit Flair, die zum Verweilen einlädt. Auch hier kann man den Stadtkern prima zu Fuß erkunden: die schönen Kirchen, die gut erhaltenen Kolonialbauten, viele Bars und Restaurants. Eine sehr lebendige Stadt mit viel Charme.

Auch die Umgebung von Granada hat sehr
viel zu bieten und man sollte sich eine Bootsfahrt auf dem Lago Nicaragua zu den „Isletas de Granada“ keinesfalls entgehen lassen. Die Inselgruppe Las Isletas besteht aus über 300 kleinen Inseln, einige davon sind unbewohnt, auf anderen wurden Ferienhäuser gebaut. Auch eine Luxuslodge ist hier zu finden: die Jicaro Lodge, eine wunderschöne Lodge in Einklang mit der Natur. Entstanden sind die Isletas durch einen Ausbruch des Vulkans Mombacho. Beeindruckend und wunderschön!

Blick in heiße Lava am Vulkan Masaya

Ebenfalls in der Umgebung von Granada erleben wir dann das letzte Highlight unserer Reise, einen Blick in den Krater des Vulkans Masaya. Dieses Mal mussten wir ihn nicht einmal besteigen, denn man kommt mit dem Auto bis zum Parkplatz direkt am Krater. Maximal 15 Minuten dürfen wir bleiben, hieß es, denn die Schwefelgase können sonst gesundheitsschädlich sein. Und dann blicken wir in den Vulkan hinein und sehen die Lava! Ich bin sehr beeindruckt! So etwas wollte ich schon immer mal erleben.

Geheimtipp Nicaragua

Ja, Nicaragua hat mich überrascht. Wie ordentlich und sicher es dort ist. Die Straßen sind gut ausgebaut, das Land lässt sich problemlos mit einem Mietauto erfahren. Und wie sauber es dort ist und wie wenig touristisch! Dass es sogar Luxushotels dort gibt, hätte ich vor meiner Reise nicht gedacht. Wir haben zwei besucht, die bereits erwähnte Jicaro Lodge auf einer Isleta de Granada und das wunderschöne Morgans Rock, direkt am Strand in der Umgebung von San Juan del Sur gelegen. Ich würde sagen, das zweite zählt zu den schönsten Strandanlagen Lateinamerikas!

Und was für nette Menschen die „Nicas“ sind. Unglaublich freundlich! Und was für eine bewegte Geschichte. Ja, Nicaragua ist auf jedem Fall eine Reise wert!

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