Nicht das Klima, sondern die Wärme der Herzen sind in Belém für die Temperaturen verantwortlich, so sagt man über die Hauptstadt des Bundesstaates Pará, im Norden Brasiliens.
Die Stadt mit den unzähligen Mangobäumen (daher auch der Beiname „Cidade das Mangueras“) erinnert vielerorts an die Besetzung der Portugiesen bis ins 19. Jahrhundert. Viele imposante Prachtbauten wurden im ehemaligen „Feliz Lusitana“ erbaut und sind heute im blau-weiß-gekachelten Stadtbild zu bewundern.
Von Belém aus treibt die Sehnsucht die Bewohner der Stadt in umliegende Regionen wie Santarém, Castanhal, die Ilha do Marajo oder Marabá.
Besucht man Pará, kommt man nicht umhin auch das verschlafene Örtchen Alter do Chao aufzusuchen. Man fliegt erst von Belém nach Santarém und fährt dann noch einmal 32 Kilometer mit dem Auto in das kleine Dörfchen. Hier kann man, eine Kokosnuss schlürfend, den Tag im Liegestuhl am seichten Ufer der langen, fast karibisch anmutenden Uferstrände des Rio Tapajós verbringen, so, wie es die Brasilianer gern tun. Wer mehr Abenteuer sucht, begibt sich selbstständig oder mit den örtlichen „rough Guides“ auf Trekking-Touren zu den schroffen Felsaufstiegen der Gegend.
Ob in der Hängematte, an Deck eines Flussschiffes nach der Liebe am anderen Flussufer suchend oder beim Schlendern über einen der weltweit größten Freilicht-Märkte mit seinen magischen Heilmitteln – wer nach Belém und Umgebung kommt, verspürt meist eine innere Sehnsucht. Zum „Cirio de Nazaré“, dem traditionellen Marienfest, kommen bis zu zwei Millionen(!) Menschen in die Stadt, in der Hoffnung auf Vergebung Ihrer Sünden oder um Beistand zu erbitten. Jedes zweite Oktoberwochenende im Jahr findet das von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit eingetragene Großereignis statt. Steht ein Vermählung an, wünscht man sich finanzielle Unterstützung, Schutz beim Hausbau oder aber ersehnt man die Genesung eines Mitmenschen herbei – Gründe zum Marienfest zu kommen, gibt es viele.
Leidenschaftliche Genießer von gutem Essen kommen in der fischreichen Gegend um den Rio Tapajós und den Amazonas ebenfalls auf Ihre Kosten. Typisch regionale Gerichte sind Tacacá, Maniçoba oder Açai. Tacacá ist eine Art Fischsuppe und bei Maniçoba handelt es sich um gekochte Maniokblätter, die zusammen mit Fisch oder Fleisch, meist zusammen mit geröstetem Maniokmehl (Farofa) gereicht werden.
Das die Paráenser äußerst leidenschaftliche Menschen sind und Liebe wohl auch durch den Magen geht, merkt man spätestens wenn man die aus der Cupuaçu Frucht hergestellten Desserts oder die zahlreichen Varianten von Schokoladenkreationen kostet, die von den Kakaobäumen aus der Region stammen.
Hoffnungsvoll, beseelt von den unvergesslichen Eindrücken der Herzlichkeit der Einheimischen und mit Bildern pittoresker Landschaften im Gepäck, verlässt man das nördliche Amazonasgebiet. Am Ende hat man das Gefühl, der Unergründlichkeit des Amazonas ein Stück näher gekommen zu sein. (Text von Nora Domahs)